Verkehr und Siedlung koordiniert entwickeln

Bern, 26.06.2006 - Wohngebiete, Gewerbezonen und Industrieflächen sind ohne Anschluss an den Verkehr undenkbar. Umgekehrt muss die Planung der Verkehrswege mit der Siedlungsentwicklung harmonieren. In der Schweiz mit ihren knappen Landreserven ist diese Abstimmung zentral. Das Juni-Heft «Forum Raumentwicklung» des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) wagt einen Blick in die «Verkehrszukunft Schweiz», wobei der Fokus auf einer nachhaltigen Raumwicklung liegt.

Der Personen- und Güterverkehr auf Schiene und Strasse nimmt stetig zu. Die Prognosen auch aus dem europäischen Umland zeigen, dass dieser Trend anhalten wird. Mehr Verkehr bedingt mehr Infrastruktur. Doch diese kommt zwangsläufig in Konflikt mit anderen Landnutzungen. Insbesondere die Siedlung – in vielen Fällen direkter Nutzniesser der Verkehrserschliessung – leidet unter deren Lärm- und Schadstoffimmissionen.

Doch die Gesellschaft muss nicht tatenlos zusehen, wie die Mobilität ungebremst wächst. Denn wie ein Beitrag in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift «Forum Raumentwicklung» zeigt, hängen Dynamik und Struktur der Entwicklung stark von den Annahmen ab, wie sich Bevölkerung und Wirtschaft entwickelt, wie die Infrastruktur ausgebaut und welche Verkehrs- und Raumordnungspolitik umgesetzt wird. Eine Sonderauswertung des Mikrozensus zeigt zudem, dass das Verkehrsverhalten stark von Geschlecht, Alter, Siedlungstyp und Einkommen abhängt. Wo die Besiedelung dicht und die Versorgungsstrukturen gut sind, kann das Verkehrswachstum in Grenzen gehalten werden.

Ziel der Raumentwicklung ist, ökonomische, ökologische und soziale Anliegen gleichwertig zu berücksichtigen. Wird beispielsweise die Verkehrsplanung besser mit der Siedlungsentwicklung verknüpft, können Konflikte frühzeitig erkannt und entschärft werden. Gefordert sind dabei alle, die an der Raumplanung beteiligt sind: Bund, Kantone, Städte und Gemeinden. Am Beispiel des Sachplans Verkehr zeigt das Heft, wie die Verkehrsnetze von nationaler Bedeutung koordiniert und nachhaltig weiterentwickelt werden. Ebenso dient der Sachplan dazu, Probleme frühzeitig zu erkennen und Lösungsvorschläge zu entwickeln.

Der Schweiz stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, um eine nachhaltige Verkehrs- und Siedlungsentwicklung voranzutreiben. Dazu gehören Sachplan, Richtplan und Agglomerationsprogramm, drei Mittel, die im Heft vorgestellt werden. Am Beispiel der Region Thun wird gezeigt, wie ein solches Agglomerationsprogramm zustande kommt und welche Massnahmenpakete auf seiner Grundlage entwickelt wurden. Ausführlicher präsentiert wird das jüngste Instrument, um Verkehr und Siedlung kontrolliert zu entwickeln: der Infrastrukturfonds für den Agglomerationsverkehr und das Nationalstrassennetz.

Der Soziologe Vincent Kaufmann fordert im Interview nichts weniger, als die Stadt neu zu erfinden: Die Bedürfnisse der Zukunft könnten mit der Infrastruktur und den Angeboten von heute nicht mehr befriedigt werden. Immer mehr würden Aktivitäten vermischt, der Arbeitsweg entwickelt sich zu einem Arbeitsort, andererseits verwischen sich die Grenzen von Arbeit und Freizeit. Die zunehmende Individualisierung werde zudem zu einer markanten Aufwertung des Urbanen führen, prognostiziert Kaufmann, und sagt eine eigentliche Rückkehr der Bevölkerung in die Städte voraus.


Adresse für Rückfragen

Rudolf Menzi, Leiter Information, Tel. +41 (0)31 322 40 55


Herausgeber

Bundesamt für Raumentwicklung
http://www.are.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-5787.html