Ulrich Meisters Arbeiten auf Papier in der Schweizerischen Nationalbibliothek

Bern, 08.10.2009 - Die Graphische Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern und das Museum zu Allerheiligen Schaffhausen zeigen in zwei zeitgleichen Ausstellungen das reichhaltige Schaffen des Schweizer Künstlers Ulrich Meister. In Bern ist erstmals eine Auswahl von Papierarbeiten zu sehen, während Schaffhausen die Malerei präsentiert. Die Ausstellung in der Nationalbibliothek dauert bis zum 12. Dezember, jene im Museum zu Allerheiligen bis zum 29. November 2009.

Seit 1995 sammelt die Graphische Sammlung der Nationalbibliothek graphische Arbeiten auf Papier sowie Künstlerbücher von Ulrich Meister. Der in Düsseldorf lebende Künstler wurde 1947 in Schaffhausen geboren. Er begann seine Karriere als Meisterschüler von Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie. Internationale Beachtung fand er erstmals 1992 in Kassel auf der Documenta IX mit seinen Text-Objekt-Arbeiten.  

Ulrich Meister betrachtet die Gegenstände unseres Alltags aufmerksam wie ein Naturforscher, so, als sähe er sie zum ersten Mal. Mit wenigen, manchmal gar nur einer einzigen Linie, zeichnet er alltägliche Dinge von so hoher Präzision und Prägnanz, dass sie bei aller Reduktion zum Greifen nahe erscheinen, dem Auge eine beinahe körperliche Präsenz vorgaukeln. 

Bis heute bewegt sich Ulrich Meister bei seiner bildnerischen Tätigkeit im Spannungsfeld zwischen Wort und Bild, Alphabet und Archetypus. Meister thematisiert damit einen zentralen Aspekt der Kunst des 20./21. Jahrhunderts, die die Ästhetik des Trivialen und Banalen sowie das Verhältnis von Sprache und Bild thematisiert.  

Ulrich Meisters Arbeit beginnt mit der Freihandskizze, bewegt sich über das, in unverkennbarer akribisch geführter und gut lesbarer Handschrift wie gedruckt erscheinende Wort, bis hin zum stark vereinfachten Urbild eines Gegenstandes. Unter seinen gezeichneten Abbildern finden sich so alltägliche Gebrauchsgüter wie Wassergläser, Socken, Glühlampen oder Grundnahrungsmittel wie ein Laib Brot oder ein Stück Käse. Sie alle verdichten sich in der zeichnerischen Darstellung zu Ikonen des Alltags, mit nur einer einzigen Linie umrissen oder einem klaren Pinselstrich prägnant gesetzt. 

Zur Silhouette verkürzt, materialisieren sich die von ihm ausgewählten Sujets zuweilen auch als Scherenschnitte und sind gerade in dieser Objekthaftigkeit vom ersten Augenblick an unverkennbar. Sie repräsentieren den Gegenstand mit all seinen typischen Merkmalen.

Neben den Arbeiten auf Papier präsentiert die von Susanne Bieri kuratierte Ausstellung in der Nationalbibliothek auch erstmals Dokumente aus dem umfassenden persönlichen Archiv des Künstlers. Künstlerarchive gewinnen aktuell in Forscherkreisen zunehmende Wertschätzung.

Im Rahmen der beiden zeitgleichen Ausstellungen in Schaffhausen und Bern wird Ulrich Meister auch in der Schweiz nun für ein breites Publikum greifbar.  

Zur Ausstellung gibt das Museum zu Allerheiligen im Hatje Cantz Verlag eine umfangreiche Publikation heraus.

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