Abwechslung im Pflanzenschutzmitteleinsatz hilft, Resistenzen zu vermeiden

Changins, 18.05.2009 - Immer öfter beobachten Landwirte, wie Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter gegenüber häufig eingesetzten Pflanzenschutzmittel Resistenzen entwickeln. Um das Risiko weiterer Resistenzentwicklungen möglichst gering zu halten, empfiehlt die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW eine nachhaltige Bekämpfung von Schaderregern und das regelmässige Abwechseln zwischen einzelnen Wirkstoffgruppen.

Ein jahrelanger, grossflächiger Einsatz von chemischen oder biologischen Wirkstoffen in der Landwirtschaft führt zwangsläufig zur Selektion von unempfindlicheren Schaderregern oder Unkräutern. Bei häufigem Einsatz des gleichen Insektizids, Fungizids oder Herbizids ist die Entwicklung von resistenten Schadinsekten, Pilzen und Unkräutern nur eine Frage der Zeit. Resistenzmanagementstrategien zielen daher darauf ab, den Selektionsdruck durch einzelne Wirkstoffgruppen so gering wie möglich zu halten. Dies wird erreicht, in dem Schadschwellen respektiert und unnötige Pestizidapplikationen vermieden werden. Daneben sollten Landwirte den Einsatz einzelner Pflanzenschutzmittel einschränken und regelmässig Produkte unterschiedlicher Wirkstoffgruppen einsetzen. In vielen Fällen sind in der Schweiz gegen den gleichen Schaderreger Produkte aus mehreren Wirkstoffsgruppen bewilligt und auf dem Markt erhältlich. Ein sorgfältiger Umgang mit den aktuell zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzprodukten lohnt sich, da die Palette bewilligter Wirkstoffgruppen wohl abnehmen dürfte.

Sexualpheromone statt Insektizide
Verschiedenste Studien an der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW haben gezeigt, dass auch die Schweiz gegen das Auftreten von resistenten Schaderregern nicht gefeit ist. In der Westschweiz wurden beispielsweise vor über 10 Jahren die ersten insektizidresistenten Apfelwickler beobachtet. Seither ist der Einsatz von chemischen Insektiziden gegen den Apfelwickler rückläufig, da die Obstbauern auf alternative Kontrollstrategien wie Sexualpheromone oder Viruspräparate ausgewichen sind.

Pflanzenschutzmittel abwechselnd einsetzen
Im Feldbau hat die Wirksamkeit der gebräuchlichsten Insektizide gegen den Rapsglanzkäfer seit einigen Jahren stark abgenommen, was auf eine Resistenzentwicklung zurückgeführt werden kann. Als Antwort darauf hat der besonders stark betroffene Kanton Genf eine eigene Antiresistenzstrategie entwickelt. Das Anbaugebiet des Kantons wurde in drei Sektoren aufgeteilt. In jedem Sektor wird jeweils eine unterschiedliche Wirkstoffgruppe gegen den Rapsglanzkäfer eingesetzt. Die eingesetzten Wirkstoffgruppen werden zudem in einem jährlichen Turnus zwischen den Sektoren alterniert.

Einsatzhäufigkeit festlegen, gewisse Wirkstoffe weglassen
Im Weinbau hat der Falsche Rebenmehltau anfangs dieses Jahrtausends in kürzester Zeit eine Resistenz gegenüber den neuartigen Fungiziden aus der Klasse der Strobilurinen entwickelt. Heute muss diese Wirkstoffgruppe in Kombination mit einem unspezifischen Kontaktfungizid ausgebracht werden und darf im Verlauf der Saison höchstens drei Mal eingesetzt werden.

Bei den Unkräutern ist der Fall des Gewöhnlichen Windhalms (Apera spica-venti) erwähnenswert. Dieses Gras kann in gewissen Getreidefeldern nicht mehr länger mit Herbiziden aus der Klasse der Sulfonylharnstoffe bekämpft werden.

Erkennen, melden, Ernteverluste vermeiden
Die geschilderten Beispiele zeigen deutlich, dass Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter in kürzester Zeit Resistenzen entwickeln können und dass sämtliche Kulturen davon betroffen sind. Um weiteren Resistenzentwicklungen vorzubeugen, empfehlen ACW und die kantonalen Pflanzenschutzdienste eingehend, Schadschwellen zu respektieren und regelmässige zwischen den eingesetzten Wirkstoffgruppen abzuwechseln. Sollten dennoch grössere Wirkungsverluste bei herkömmlichen Pflanzenschutzmitteln festgestellt werden, so sollte dies umgehend den kantonalen Stellen gemeldet werden. Ein frühes Erkennen von sich entwickelnden Resistenzproblemen und ein aktives Resistenzmanagement können das Risiko von zukünftigen Ernteverlusten erheblich verringern!

Fotolegende:
- Resistenztest bei einer Apfelwicklerlarve (Foto ACW)

 


Adresse für Rückfragen

Patrik Kehrli
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
CP 1012, CH-1260 NYON
Tel.: +41 22 363 43 16
Natel: +41 79 659 47 25
E-Mail: patrik.kehrli@acw.admin.ch
www.acw.admin.ch

Judith Auer
Groupe Communication
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
CP 1012, CH-1260 NYON
Tel.: +41 22 363 41 82
Natel: +41 79 659 47 91
E-Mail: judith.auer@acw.admin.ch
http://www.acw.admin.ch/aktuell/index.html?lang=fr



Herausgeber

AGROSCOPE
http://www.agroscope.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-26972.html