Bahngrossprojekte kommen gut voran

Bern, 07.04.2008 - Die Bahngrossprojekte in der Schweiz kommen gut voran. Diesen Schluss zieht das Bundesamt für Verkehr (BAV) aus den neusten Berichten über den Stand der vier FinöV-Grossprojekte und das Zugsicherungssystem ETCS. Die jährlich erscheinenden Standberichte zu BAHN 2000, Hochgeschwindigkeitsanschluss der Schweiz, Lärmsanierung und ETCS sowie der NEAT-Standbericht über das zweite Halbjahr 2007 werden erstmals gleichzeitig veröffentlicht. Damit können sich die Öffentlichkeit, die Politik und die Medien ein umfassendes Bild über die Bahngrossprojekte machen.

Der NEAT-Standbericht 2007/II zeigt erfreuliche Fortschritte beim Jahrhunderprojekt auf. Die Lötschberg-Achse der Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT) ging im Dezember erfolgreich in den Vollbetrieb. Nur vereinzelte  Züge mussten aus technischen Gründen über die Bergstrecke umgeleitet werden; der Tunnel funktioniert. Im Güterverkehr sind an Spitzentagen praktisch alle Trassen durch den Basistunnel ausgebucht. Die Passagierzahlen zwischen dem Mittelland und dem Wallis übertreffen die Erwartungen bei weitem. Bevor es so weit war, mussten alle Beteiligten einen grossen Effort leisten. Das Werk stellt ihnen ein gutes Zeugnis aus.

Auf der Gotthard-Achse ist der Rückzug der Beschwerde gegen die Vergabe der Bahntechnik für den Gotthard-Basistunnel hervorzuheben. Nun steht dem Einbau der Bahntechnik nichts mehr im Weg. Ebenso ist in der Berichtsperiode der Baubeginn am letzten Teilstück des Gotthard-Basistunnels in Erstfeld erfolgt. Mit der Baubewilligung für das Auflageprojekt Uri 2006 liegen nun sämtliche Plangenehmigungen für die Gotthard-Achse der NEAT vor Im zweiten Halbjahr 2007 betrug der Gesamtvortrieb im Gotthard-Basistunnel 2,8 Kilometer. Damit waren Ende 2007 106,8 Kilometer oder 70 Prozent aller Vortriebe der ingesamt 153,5 Kilometer Tunnel, Schächte und Stollen ausgeführt.

Die Kosten- und Terminprognosen der NEAT blieben gegenüber der letzten Berichterstattung unverändert. Für den Gotthard-Basistunnel wird die Aufnahme des fahrplanmässigen Betriebs weiterhin auf Dezember 2017 prognostiziert, für den Ceneri-Basistunnel auf Dezember 2019. Die BAV-Endkostenprognose für die NEAT liegt unverändert bei 19,8 Milliarden Franken (Preisstand 1998, ohne Teuerung, Mehrwertsteuer und Bauzinsen).

Positive Entwicklung bei HGV-Anschlüssen

Positiv entwickelten sich auch der Anschluss der Ost- und Westschweiz an das europäische Eisenbahn-Hochleistungsnetz (HGV-A). In allen Korridoren sind die Planungen bei der SBB und der BLS in Arbeit. Sie weisen verschiedene Planungsstände zwischen Studie und Bauprojekt auf. Mit dem Abschluss von Finanzierungsvereinbarungen werden ab 2008 die Voraussetzungen für die bauliche Umsetzung in der Schweiz geschaffen.

Die Projekte in Frankreich sind bereits in Bau. Dies betrifft den Haut Bugey (Strecke Genf – Paris), die Ausbauten im Jurabogen (Strecken Lausanne respektive Bern – Paris) sowie den TGV Rhein-Rhone (Basel – Paris).

In Deutschland wird das Projekt „Elektrifizierung Lindau – Geltendorf“ mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung durch die Minister der Schweiz und Deutschlands Anfang 2008 unterstützt.

Der Verpflichtungskredit von 1,090 Milliarden Franken (Preisstand 2003) wird gemäss aktueller Prognose eingehalten. Mit einem straffen Controlling sollen die Risiken von Kostenüberschreitungen minimiert werden. Alle Arbeiten sollen bis 2015 abgeschlossen sein.

Letzte Arbeiten für erste Etappe von BAHN 2000

Das Angebotskonzept BAHN 2000 erste Etappe wurde am 12. Dezember 2004 eingeführt. Einzige Ausnahme war der zweite IC-Halt in Lenzburg (Halbstundentakt im Fernverkehr). Der zweite Fernverkehrshalt in Lenzburg ist für Dezember 2008 geplant.

Von der ersten Etappe von BAHN 2000 ist der überwiegende Teil der Infrastrukturausbauten bis auf Abschlussarbeiten fertig erstellt. In Planung oder Ausführung befinden sich noch die Ausbauten für den 2. Halt Lenzburg sowie Energieversorgungsanlagen. Das Kostenziel von 5,9 Milliarden Franken (Preisbasis 1993) kann eingehalten werden.

Auch Lärmsanierung kam voran

Auch das vierte FinöV-Grossprojekt, die Lärmsanierung des Schweizer Bahnnetzes, kam im vergangenen Jahr ein gutes Stück voran. Die Sanierung der Normalspur-Reisezugwagen ist weitgehend abgeschlossen. Die Meterspurbahnen haben die Betriebserprobungen und die Umrüstung auf lärmarme Bremssohlen zügig fortgesetzt.

Die Hälfte der SBB-eigenen Güterwagen (3500 von 7000) sind saniert. Wesentliche Fortschritte wurden in der technischen Vorarbeit zur Umrüstung der ausstehenden Wagentypen erzielt. Bei gleich bleibendem Projektfortschritt kann der Zieltermin 2009 nicht vollständig eingehalten werden. Für die Lärmsanierung von 800 Privatgüterwagen wurden im Berichtsjahr die Vorbereitungsarbeiten zur Umrüstung aufgenommen. Das BAV rechnet zurzeit mit einem Abschluss der letzten Umrüstungen der rund 4000 Privatgüterwagen 2013/2014.

Bis Ende 2007 wurden 70 Infrastrukturprojekte mit 89 Kilometern Lärmschutzwänden
fertig gestellt. Das BAV hat insgesamt 172 Plangenehmigungsverfahren rechtskräftig verfügt, die rund 60% der erwarteten netzweiten Wandfläche umfassen. 15 Kantone arbeiten am Einbau von Schallschutzfenstern. In den abgeschlossenen Projekten wurden bisher 8'000 Fenster schallisoliert; weitere rund 23'000 befinden sich in der Umsetzung.

Das Erreichen des Ziels, bis 2015 mindestens zwei Drittel der von einer übermässigen Lärmbelastung betroffenen Bevölkerung zu schützen, ist angesichts des Verkehrswachstums sehr ambitiös, aber realistisch. Die voraussichtlichen Endkosten liegen teuerungsbereinigt bei 1,2 Milliarden Franken (Preisstand 1998).

Erfolgreiche Einführung von ETCS in der Schweiz

Gleichzeitig mit den Berichten zu den FinöV-Projekten veröffentlichte das BAV den Standbericht zum europäisch standardisierten Signal- und Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System). ETCS erlaubt kürzere Zugfolgezeiten und höhere Geschwindigkeiten bei gleichzeitiger Steigerung der Sicherheit.

In der Schweiz soll ETCS nach der erfolgreichen Einführung auf den Neubaustrecken Mattstetten-Rothrist und Lötschberg-Basistunnel in einer einfacheren Version auf dem gesamten Normalspurnetz zum Tragen kommen. Zuerst werden die Güterverkehrsachsen über den Lötschberg und den Gotthard bis 2013 umgerüstet, anschliessend das übrige Netz bis 2017.

Die Kosten für alle realisierten und geplanten ETCS-Investitionen in der Schweiz belaufen sich insgesamt auf 1,2 Milliarden Franken. Davon sind rund 335 Millionen Franken als ausserordentlicher Aufwand zur Entwicklung, Integration und Erprobung von ETCS anzusehen.


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