Versicherungsmarkt 2006: Verbesserung der Solvenz

Bern, 06.11.2007 - Die Eigenmittelunterlegung der Schweizer Versicherungsbranche gemäss Solvabilität I hat sich zum vierten Mal in Folge deutlich verbessert. Der dritte Feldtest des risikobasierten Schweizer Solvenztests (SST) kommt zum Ergebnis, dass Lebensversicherer im Durchschnitt genügend, und die Kranken- und Schadenversicherer im Durchschnitt gut kapitalisiert sind. Im Berichtsjahr 2006 sind die Prämieneinnahmen im Nichtlebengeschäft gestiegen, währenddem die Prämieneinnahmen im Lebengeschäft zurückgegangen sind.

Entwicklung der Eigenmittel (Solvabilität I)
Die Eigenmittelunterlegung gemessen am Geschäftsumfang hat sich für alle Versicherungsunternehmen zum vierten Mal in Folge deutlich verbessert (Lebensversicherer +16%, Schadenversicherer +10%, Rückversicherer +33%). Gesamthaft wiesen die Versicherungsunternehmen ein Eigenkapital von 54.2 Mrd. Franken per Ende 2006 aus, 9.0 Mrd. Franken mehr als Ende 2005, hauptsächlich verursacht durch Kapitalerhöhungen und gute Geschäftsergebnisse. Der Solvenzquotient (die verfügbare Solvabilitätsspanne in Prozent der geforderten Solvabilitätsspanne) betrug Ende 2006 für die in der Direktversicherung tätigen Versicherungsunternehmen 284%, für die Lebensversicherer allein 251% und für die Schadenversicherer allein 331%.

Risikomessung mittels SST
Der SST wurde 2006 im Rahmen eines breit angelegten Feldtests bereits zum dritten Male durchgeführt. Daran nahmen über vierzig Lebens-, private Kranken- und Schadenversicherer teil. Der Schweizer Solvenztest ist ein unter Federführung des BPV entwickeltes Verfahren, das aus ökonomischer Sicht die Risikoexposition eines Versicherungsunternehmens abschätzt. Gemessen wird, wie viel Kapital erforderlich und vorhanden ist, um die geschätzte Risikoexposition mit 99% Wahrscheinlichkeit mindestens ein Jahr durchhalten zu können. Falls diese geforderte Höhe genau erreicht wird, liegt ein Deckungsgrad von 100% vor. Der Solvenztest 2006 ergab, dass Lebensversicherer im Durchschnitt genügend, und die Kranken- und Schadenversicherer im Durchschnitt gut kapitalisiert sind. Der SST berücksichtigt zurzeit Marktrisiken, Versicherungsrisiken und Kreditrisiken sowie Katastrophenszenarien, welche die drei erstgenannten kombinieren. Bei Lebensversicherern sind die Marktrisiken dominant. In den meisten Fällen werden sie durch das Zinsrisiko getrieben. Im Gegensatz dazu überwiegen bei Schadensversicherern in der Regel die Versicherungsrisiken. Bei Krankenversicherern lässt sich bezüglich Markt- und Versicherungs­risiken kein einheitliches Bild feststellen. Hingegen treten bei allen Versicherungsgesellschaften Kreditrisiken an dritter Stelle auf.

Entwicklung in den verschiedenen Branchen
Der seit 2003 zu beobachtende Rückgang der Prämieneinnahmen (gebuchte Bruttoprämien des gesamten direkten Schweizer Geschäfts) hat sich, nach einer kurzen Stabilisierung im Jahr 2005 während des Berichtsjahrs fortgesetzt: Das Prämienvolumen ging insgesamt von CHF 50.6 Mrd. Franken im 2005 um 2.4% auf 49.3 Mrd. Franken im 2006 zurück. In der Schadenversicherung wurde ein leichtes Wachstum um 2.6 % auf CHF 21,2 Mrd. verzeichnet, währenddem in der Lebensversicherung die Prämieneinnahmen um 5.9% auf CHF 28,1 Mrd. zurückgingen.

In der Schadenversicherung hat die gute Konjunktur die Nachfrage angeregt. Dieser Effekt wurde durch den Konkurrenzdruck gedämpft, welcher sich entsprechend auf die Tarife auswirkte. Diese beiden gegenläufigen Effekte erklären das leichte Wachstum der Prämieneinnahmen. Für Versicherungsdienstleistungen haben die Versicherungsunternehmen (direktes Schweizergeschäft) 2006 insgesamt CHF 25.9 Mrd. ausgegeben, praktisch gleichviel wie im Vorjahr. Ein beachtlicher Anstieg von 18% war in der allgemeinen Haftpflichtversicherung festzustellen, wogegen sich in der Feuer- und Elementarschadenversicherung - nach der grossen Belastung im Vorjahr - eine leichte Beruhigung einstellte. Der Schadensatz (1) ging insgesamt von 62.2% im Vorjahr auf 60.0% im Berichtsjahr zurück. Die technischen Rückstellungen im Gesamtgeschäft der schweizerischen Schadenversicherer haben von 80.6 auf 87.2 Milliarden Franken um 8.1 Prozent zugenommen.

In der Krankenversicherung, dem bedeutendsten Zweig der Schadenversicherung, haben sich die Prämieneinnahmen seit 2004 zunehmend erhöht und betrugen 2006 CHF 6,3 Mrd. Die Erhöhung ist darauf zurückzuführen, dass im ambulanten Bereich zusätzliches Geschäft erschlossen werden konnte. Bei den Spitalzusatzversicherungen, wo die Geschäfte tendenziell rückläufig sind, wurde im Jahr 2006 die in den vergangenen Jahren aufgelaufene Teuerung teilweise kompensiert.

In der Einzellebensversicherung fiel der Rückgang mit 6.3% deutlich stärker aus als im Vorjahr (3.0% im 2005). Die Abnahme im Berichtsjahr ist wiederum allein auf den Rückgang bei den Einmaleinlagen zurückzuführen, vor allem verursacht durch das auch im 2006 nach wie vor sehr tiefe Zinsniveau. Der bei den fondsanteilgebundenen Lebensversicherungen im Vorjahr beobachtete massive Zuwachs war einmaliger Natur. In der beruflichen Vorsorge (Kollektivlebengeschäft) war ein weiterer, wenn auch geringer Rückgang von 1.2% (8.2% im 2005) zu verzeichnen. Die Lebensversicherer wiesen 2006 technische Rückstellungen in der Höhe von CHF 281,4 Mrd. aus, praktisch gleich viel wie im Vorjahr. Die Eigenkapitalbasis der Lebensversicherer nahm um16% von CHF 7,7 Mrd. im 2005 auf CHF 8,9 Mrd. im Berichtsjahr zu.

Die Rückversicherer verzeichneten einen Rückgang der gebuchten Bruttoprämien von CHF 34.1 Mrd. auf CHF 31.9 Mrd. (- 6.5%). Begünstigt durch das tiefe Niveau von Naturkatastrophen verringerte sich der Schadenaufwand deutlich. Die Schadenrückstellungen haben sich gegenüber dem Vorjahr von CHF 254.9 Mrd. auf CHF 231.6 Mrd. zurückgebildet (-9.1%). Dies ist weitgehend darauf zurückzuführen, dass die im Jahr 2005 gebildeten Rückstellungen für die Naturkatastrophenereignissen zum grossen Teil abgewickelt wurden, währenddem solche Ereignisse im Berichtsjahr deutlich geringer ausfielen. Die Kapitalbasis nahm 2006 von CHF 17.7 Mrd. auf CHF 23.5 Mrd. stark zu (+32.7%). Dafür verantwortlich waren gestiegene Reingewinne und noch in grösserem Ausmass Kapitalerhöhungen.

Kapitalanlagen
Grösste Anlagekategorie war im Berichtsjahr mit einem leicht höheren Anteil von 41.3% das Segment der festverzinslichen Anlagen, gefolgt von den Forderungen und sonstigen Kapitalanlagen (Anteil 25.3%), Anlagen in verbundene Unternehmen und Beteiligungen (Anteil 14.3%), Aktien und Anlagefonds einschliesslich Kapitalanlagen für anteilgebundene Lebensversicherungen (Anteil 12.7%) sowie Immobilien (Anteil 6.4%). Die Zusammensetzung der Kapitalanlagen erfuhr gegenüber 2005 eine leichte Verschiebung: Festverzinsliche Anlagen sowie Aktien und Anlagefonds konnten etwas zulegen zu Lasten des Segments der Forderungen und sonstigen Kapitalanlagen. Das Bruttoergebnis der Kapitalanlagen hat sich mit 3.98% gegenüber dem Vorjahr (3.52%) verbessert.

Anbieter auf dem Markt für Privatversicherungen
Am 31. Dezember 2006 unterstanden 216 private Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen der Aufsicht des Bundes, nämlich 101 schweizerische und 45 ausländische Direktversicherer sowie 70 schweizerische Rückversicherer. Bei den direkt arbeitenden Versicherungsunternehmen handelt es sich um 27 Lebensversicherer (davon 4 ausländische) und 119 Schadenversicherer (davon 41 ausländische).

Die Statistiken 2006 vollständig auf Internet
Wie schon im Vorjahr verzichtet das BPV darauf, den Amtsbericht in gedruckter Form bzw. als CD ROM herauszugeben. Stattdessen sind sämtliche Zahlen, Daten und Fakten auf der Website für jedermann unentgeltlich verfügbar: www.bpv.admin.ch > Dokumentation > Statistiken 2006.

(1) Der Schadensatz beinhaltet die Summe aus Leistungen im Schadenfall und Änderung (Erhöhung +/Abnahme -) der Rückstellungen für eingetretene und noch nicht erledigte Schadenfälle gemessen in Prozent der Prämieneinnahmen (ohne Berücksichtigung der Verwaltungskosten).


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