Schweizer Vorliebe für schwere Autos hemmt Absenkung des Treibstoffverbrauchs

Bern, 31.05.2007 - 7.62 Liter Treibstoff pro 100 Kilometer beträgt der durchschnittliche Treibstoffverbrauch der im Jahr 2006 in der Schweiz verkauften neuen Personenwagen. Dies entspricht einer Abnahme von lediglich 0.05 Liter (0.65%) gegenüber dem Vorjahr. Der zwischen UVEK und auto-schweiz vereinbarte Zielwert für 2006 von 6.90 l/100 km wurde damit deutlich verfehlt. Das angestrebte Reduktionsziel von 6.4 l/100 km bis 2008 kann kaum mehr erreicht werden. Ab 2009 sollen deshalb weitergehende Massnahmen und allenfalls Zulassungvorschriften eingeführt werden. Hauptgrund für die zögerliche Abnahme des Treibstoffverbrauchs ist die anhaltende Vorliebe der Schweizer Autokäuferinnen und -käufer für schwere Fahrzeuge: Mit 1'491 kg hat das durchschnittliche Leergewicht der Neuwagenflotte gegenüber 2005 um 13 kg (0.9%) zugenommen, trotz eines grossen Angebots an leichten, energieeffizienten Autos.

In der im Februar 2002 unterzeichneten Zielvereinbarung legten das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und auto-schweiz (Vereinigung der Schweizer Automobilimporteure) eine durchschnittliche Absenkung des spezifischen Treibstoffverbrauchs neuer Personenwagen um 3% pro Jahr fest. Bis ins Jahr 2008 soll so ein Wert von 6.4 l/100 km erreicht werden. Gemäss der heute veröffentlichten 11. Berichterstattung von auto-schweiz ist der durchschnittliche Treibstoffverbrauch im Jahr 2006 um lediglich 0.65% (2005: -1.98%) gesunken: Mit 7.62 l/100km (2005: 7.67 l/100km) wurde das Zwischenziel von 6.90 l/100 km für das Jahr 2006 somit um über 10% verfehlt. Das zwischen dem UVEK und auto-schweiz vereinbarte Reduktionsziel von 6.4 l/100 km bis 2008 kann unter diesen Voraussetzungen kaum mehr erreicht werden.

Schweizer bevorzugen schwere Autos

Lag im Jahr 1990 der Verbrauch eines 1'000 kg schweres Fahrzeug noch bei über 7.5 l/100 km, benötigt ein gleich schweres Auto heute nur noch 5.11 l/100 km. Trotz dieser grossen technischen Fortschritte in der Energieeffizienz sinkt der durchschnittliche Treibstoffverbrauch der Neuwagenflotte nur mässig, da die höhere Effizienz durch die stetig steigende Nachfrage nach immer grösseren, leistungsstärkeren und schwereren Fahrzeugen (mehr Sicherheits- und Komfortausstattungen, grössere Motoren und Fahrzeugvolumen) kompensiert wird. Die Abweichung von den vereinbarten Reduktionszielen ist zu einem grossen Teil auf diesen Nachfragetrend zurückzuführen, der trotz zunehmendem Angebot an leichten, energieeffizienten Fahrzeugen anhält.

Das durchschnittliche Leergewicht aller neu verkauften Personenwagen ist gegenüber dem Vorjahr wiederum um 13 kg (2004: +16 kg) angestiegen. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1990 hat das Leergewicht von durchschnittlich rund 1'200 kg auf 1'491 kg zugenommen, davon alleine 128 kg in den letzten 6 Jahren. 100 kg Mehrgewicht entsprechen einem Mehrverbrauch von rund einem halben Liter auf 100 km.

Hybrid- und Erdgasfahrzeuge im Vormarsch

Im Jahr 2006 wurden in der Schweiz insgesamt 269'421 Personenwagen neu zugelassen, wovon 265'482 (2005: 257'886) in der verkaufsbasierten Auswertung von auto-schweiz erfasst sind, darunter auch 2'159 Hybrid- und 1'090 bi- oder monovalente Erdgasfahrzeuge. Bei der Differenz handelt es sich primär um nicht erfasste Direkt- und Parallelimporte und um Fahrzeuge von Marken, die nicht dem Verband auto-schweiz angehören.

Der Dieselanteil an der Neuwagenflotte stieg nur noch wenig an und betrug 29.7% (2005: 28.8%).

CO2-Emissionen insgesamt leicht gesunken

Die durchschnittlichen CO2-Emissionen liegen bei 187 Gramm pro Kilometer und haben gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen (- 2 g/km bzw. -1.06%). Die Benzinfahrzeuge erreichen dabei einen Durchschnittswert von 190 g/km (2005: 193 g/km), die Dieselfahrzeuge 181 g/km (2005: 176 g/km). Gründe für den Anstieg beim Diesel sind das überproportional angestiegene Durchschnittsgewicht und der vermehrte Einsatz von Partikelfiltern. 

Neue Instrumente zur Senkung des Treibstoffverbrauchs

Die Vereinbarung mit auto-schweiz und die energieEtikette für Personenwagen genügen nicht, um die CO2-Ziele des Bundes zu erfüllen. Auf Bundesebene wird deshalb zurzeit die Einführung von neuen Instrumenten geplant, die mittelfristig zu einer Senkung des Treibstoffverbrauchs und der CO2-Emissionen des Individualverkehrs in der Schweiz beitragen sollen:

  • Die Umweltkommission (UREK) des Ständerats berät im Sommer über die Einführung eines finanziellen Anreizsystems für den Kauf energieeffizienter und emissionsarmer Fahrzeuge (Bonus-Malus-System). Da der Preis ein wichtiges Kaufkriterium ist, kann von einem Bonus-Malus-System eine hohe Lenkungswirkung erwartet werden.
  • Der Bundesrat kann eine CO2-Abgabe auf Benzin einführen, wenn der im Oktober 2005 auf Benzin und Dieselöl erhobene Klimarappen nicht die gewünschten Wirkungen zeigt. Die Stiftung Klimarappen muss bis Mitte 2007 den Nachweis erbringen, dass sie die vereinbarten Ziele erreichen kann.
  • Im Rahmen der laufenden Arbeiten zum Aktionsplan Energieeffizienz werden zudem neue Zielsetzungen ab 2009 sowie weitergehende Massnahmen, wie beispielsweise Zulassungsvorschriften, geprüft.


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